Die Geschichte der Stadt

Kommen Sie mit uns auf einen Spaziergang durch Kutná Hora (Kuttenberg), reisen Sie mit uns in die Vergangenheit und lernen Sie die Geschichte dieser Stadt kennen, die einst den zweiten Rang gleich hinter dem königlichen Prag einnahm und als Schatzkammer und Juwel des Landes bezeichnet wurde, jene Stadt, deren Reichtum dem Königreich Böhmen Ruhm und Macht bescherte. Heute umweht den Besucher die Geschichte aus allen Gassen, Häusern und Kirchen. Jedes Gebäude verkündet auf die ihm eigene Weise, was zu seiner Zeit einmal war, und dieses Mosaik lässt das Bild einer in der Tat nicht alltäglichen Stadtgeschichte erahnen.

Die Entstehung Kuttenbergs wird gewöhnlich mit dem Aufschwung der Geldwirtschaft im 13. Jahrhundert in Zusammenhang gebracht, doch sind die Anfänge des Bergbaus erheblich älteren Datums. Übertageaufschlüsse von Silbererzgängen wurden bereits gegen Ende des 10. Jahrhunderts von den Slavnikiden entdeckt, die auf ihrer Burg Malín – heute zu Kutná Hora gehörend – in den Jahren 985-995 aus diesem Silber Münzen (Dinare) prägten, die an der Aufschrift „MALIN CIVITAS“ zu erkennen sind.

Mitunter verbindet man den Silberreichtum dieser Region mit der Gründung des Zisterzienserklosters in Sedlec im Jahre 1142. Gegen die Annahme, dass die Mönche das Geheimnis dieser Gegend kannten und daraus Vorteile für sich zogen, spricht jedoch die Tatsache, dass das Kloster im ersten Jahrhundert seines Bestehens ums nackte Überleben kämpfte und seine wirtschaftliche Situation sich erst nach der Entdeckung der Lagerstätten in auffälliger Weise verbesserte.

Nach diesen schicksalhaften Wendungen war die Entdeckung der Kuttenberger Erzlagerstätten durch nichts mehr aufzuhalten. Technisch gesehen, war dies das Werk der Prospektoren, die im Gebiet der Böhmische-Mährischen Höhe diesbezüglich systematische Untersuchungen betrieben. Der wohl erste Beleg für die Gewinnung und Verarbeitung von Silber im 13. Jahrhundert ist ein archäologisch nachgewiesenes namenloses Dorf unweit von Malín. Die Kunde davon, dass die unmittelbare Umgebung der Kaňker Berge vielversprechende Möglichkeiten birgt, reich zu werden, lockte – vor allem aus den benachbarten deutschsprachigen Gebieten – unzählige neue Siedler in diesen Landstrich, die modernere Technologien und gesellschaftliche Beziehungen mitbrachten und schon bald zur führenden Gruppe im gesamten Ballungsgebiet avancierten. Neben den einzelnen Schächten entstanden provisorische Behausungen, Holzkapellen und primitive Abbauanlagen. Die damals in und um Kuttenberg herrschende Atmosphäre wird häufig mit der in den amerikanischen Goldgräbersiedlungen verglichen. Alte Quellen sprechen von einem „tumultartigen Menschenauflauf in Kuttenberg“, womit auf lapidare Weise der Tatsache Ausdruck verliehen wird, dass diese Fundstätten auch bei den Menschen jenseits der Landesgrenze schon früh gewisse Reaktionen auslösten.  

Die ungeplant und überstürzt entstehenden Bergbausiedlungen waren in den ersten Jahren völlig rechtlos, sämtliche Rechtsangelegenheiten wurden von den Nachbarstädten Čáslav und Kolín geregelt. Lang Zeit nannte man diese Siedlungen nur allgemein Mons – Berg – und erst im Jahre 1289 finden wir die Benennung MONS CUTHNA. Eine wichtige Rolle bei der Formung der Rechts- und Verwaltungsverhältnisse spielte das Kloster in Sedlec, dem die geistliche Hauptautorität zukam.

Für die entscheidende Wende in der Geschichte Kuttenbergs steht das Jahr 1300, als König Wenzel II. (1278-1305) den Siedlungen das Bergbaugesetz IUS REGALE MONTANORUM verordnete, ein Rechtsdokument von außerordentlichem Wert, das sämtliche organisatorischen und technischen Bedingungen bestimmte, die für den regelmäßigen Grubenbetrieb notwendig waren. Die rechtliche Stellung, die den Siedlungen nach und nach zukam, wurde durch eine Reihe von Privilegien und Sonderrechten der Könige aus dem Adelsgeschlecht der Luxemburger gestützt, die Kuttenberg den zweiten Platz gleich hinter Prag zuwiesen.

Kurz nach dem Jahr 1300 wurde auch das zentrale Münzamt des böhmischen Staates nach Kuttenberg verlegt. Für seine Tätigkeit wurde auf das königliche Kastell zurückgegriffen, das schon bald den Namen Welscher Hof erhielt – in Erinnerung an die italienischen Finanzexperten, die die böhmische Münzreform in Kuttenberg auf den Weg gebracht hatten. Mit dem Prägen des Prager Groschens und seiner Pfennige (Parvi) schloss sich der Produktionszyklus, der mit der Silbergewinnung begann. Kuttenberg verwandelte sich so nach und nach in das Finanzzentrum des böhmischen Staates.

Das äußere Erscheinungsbild Kuttenbergs entsprach in den ersten Jahrzehnten seiner Existenz vorerst nicht dem Reichtum, der hier generiert wurde. Nichtsdestotrotz deuten archäologische Grabungen darauf hin, dass schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts die Fundamente der meisten Bürgerhäuser errichtet wurden. Nach den im Jahre 1304 errichteten Befestigungswerken aus Holz ging man dazu über, echte Stadtmauern zu bauen, die schon früh noch um einen weiteren Ring erweitert werden mussten, da die ursprüngliche Gründung sich als zu eng für die sich rasch ausbreitende Agglomeration erwies. Der umfriedete Bereich hatte für mittelalterliche Verhältnisse riesige Ausmaße und war wohl nur noch mit der Prager Altstadt zu vergleichen. Ab den 20er Jahren erhielten die Holzkapellen nach und nach würdigere Nachbargebäude – der Grundstein wurde gelegt für den Bau der Hohen Kirche (die heutige – damals der Jungfrau Maria geweihten – Jakobskirche) und zu guter Letzt auch der Kirche der Jungfrau Maria Na Náměti und anderer, heute nicht mehr existierender Gotteshäuser. Die Stadt nahm in der Folge auch den Bau zusätzlicher, für das gesellschaftliche Leben wichtiger Gebäude in Angriff, so etwa von Läden, Badehäusern und einem Spital. Die Streitigkeiten, die Kuttenberg seit seinem Bestehen mit dem Sedlecer Kloster austrug, waren Ende des 14. Jahrhunderts für die starke und selbstbewusste Stadt nicht mehr tragbar und mündeten schließlich in der Entscheidung, sich von dem Kloster auch in seiner ureigenen Domäne, der kirchlichen Verwaltung, zu lösen. Die Entscheidung, den Barbaradom außerhalb der klösterlichen Jurisdiktion zu errichten, wurde um das Jahr 1380 getroffen. Es war dies ein Ausdruck der Emanzipation, gegründet auf scheinbar nie versiegenden Silbererzvorkommen.

Nichtsdestotrotz sah sich der Kuttenberger Bergbau just in dieser Zeit ersten schwierigen Problemen gegenübergestellt. Die oberirdischen Vorkommen waren bereits ausgebeutet und das Eindringen in die Tiefe machte anspruchsvollere Arbeitsprozesse und zugleich kompliziertere technische Vorrichtungen notwendig. Eine Zeitlang musste daher der Abbau gedrosselt und die Produktion heruntergefahren werden, was sich nicht zuletzt auch in der Qualität des Prager Groschens niederschlug.

Das dominierende Übergewicht des deutschen Patriziats – der Nachkommen der ersten Siedler – bestimmte die Haltung der Stadt zu Beginn der Hussitenkriege. Kuttenberg stand fest an der Seite von Kaiser Sigismund. Die Siegesserie der Hussiten im Laufe des Jahres 1421 aber nahm Kuttenberg jede Hoffnung, dass es von den Kriegswirren vielleicht doch verschont bleiben könnte. Als dann im Mai das Sedlecer Kloster fiel und niederbrannte, ergaben sich auch die Bergleute, die nun mit Furcht der Dinge harrten, die da kommen sollten. Die Jahre 1422 und 1424 waren schlimm, begleitet von der Vertreibung deutscher Bergleute und von zwei verheerenden Brandkatastrophen. Beide Ereignisse zeitigten überaus unselige Folgen und führten zum Zusammenbruch der Bergbautätigkeit, die erst am Ende der Regierungszeit Georgs von Podiebrad wieder erneuert wurde, als die forcierte Silbergewinnung im Jahre 1469 sogar das erneute Prägen des Prager Groschens ermöglichte.

Zwei Jahre später war der Welsche Hof Schauplatz der Verhandlungen des Landtags, die schließlich in die Wahl Vladislavs aus dem polnischen Adelsgeschlecht der Jagiellonen zum böhmischen König mündeten. Für Kuttenberg begann damit eine turbulente Blütezeit. Der Bergbau wurde im vollen Umfang wiederaufgenommen, und die Münzproduktion warf genug ab, um auch noch große Investitionen in den Bau der Prager Burg und der Burg Karlstein tätigen zu können. Die Bergbaukonjunktur ließ ein neues – dieses Mal tschechisches – Unternehmerpatriziat, Grubenunternehmer und Finanziers auf den Plan treten. Diese Leute beherrschten das gesamte Leben der Stadt und drangen auch in Kreise ein, die dem Herrscher nahestanden. Sie tagten regelmäßig im Stadtrat, waren Beisitzer des Berggerichts und verwalteten die einzelnen Bergwerke. Man darf durchaus davon ausgehen, dass die allgemeine Atmosphäre Kuttenbergs ein dankbarer Boden für Korruption und Betrügereien aller Art war. Aus dieser Gemengelage entwickelten sich soziale Spannungen, die in den Jahren 1494 bis 1496 in einen Bergarbeiteraufstand mündeten, der als die schwerste Revolte des späten Mittelalters betrachtet wird.

Die Sonderstellung Kuttenbergs ist auch daraus zu ersehen, dass der Herrscher sich häufig dort aufhielt und hier auch Landtage stattfanden, von denen wohl der von 1485 der wichtigste war, auf dem der sog. Kuttenberger Religionsfrieden verabschiedet und eine lange Phase religiöser Toleranz bestätigt wurde.

Die ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts sahen Kuttenberg als eine blühende Stadt mit einem scheinbar unerschöpflichen Reichtum. Die Grubengänge, vor allem der Esel-Erzgang, bescherte weiterhin fette Erträge. Ein erstes Warnzeichen aber war dann in der Tatsache zu sehen, dass die Bergleute schon bis in Tiefen von bis zu 500 m vordringen mussten, was mit einem großen Grundwasserrisiko und einer abnehmenden Mächtigkeit der Lagerstätten verbunden war. Diese Krisenanzeichen verstärkten sich noch ab den 30er Jahren und führten zu einer Drosselung des Abbaus in den Haupterzgängen. Für die hiesigen Einwohner kam die Schließung des berühmtesten Grubengangs, des Esel-Erzgangs, im Jahre 1543 buchstäblich einem Schock gleich. Kuttenberg hoffte, dieses Ereignis durch eine massive Zuführung von Finanzmitteln kompensieren zu können – eine Hoffnung, die sich auf lange Sicht jedoch nicht erfüllen sollte.

Im Jahre 1547 stellte das hiesige Münzamt die Prägung der böhmischen Münze des Prager Groschens, den Kuttenberg jahrhundertelang als sein Aushängeschild betrachtet hatte, ein. Die neuen Talerprägungen galten, freilich zu Unrecht, als artfremdes Produkt und wurden mit der unbarmherzigen Haltung des Habsburger Hofes verbunden. Trotz dieser Phänomene gab die Stadt im ganzen 16. Jahrhundert ein positives Gesamtbild ab. Die Kaňker Gruben produzierten in beträchtlichem Maße weiter, das Münzamt arbeitete – auch dank des eingeführten Silbers – mit hoher Arbeitsleistung, sodass die Stadt einmal mehr in gehörigem Maße Aufschwung und Reichtum ausstrahlte.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts aber verstärkten sich die bis dahin latenten Krisenmerkmale, und es war klar, dass nicht mehr viele Möglichkeiten offenstehen, wie das Schicksal Kuttenbergs zum Besseren hin gewendet werden könnte. Mitten hinein in diese komplizierte Situation fiel die Niederlage in der Schlacht am Weißen Berg. Am spürbarsten äußerten sich die neuen Verhältnisse in den Eingriffen in die Religionsfreiheit. In den ersten Monaten nach dieser Schlacht schritt die Rekatholisierung noch in einem recht gemäßigten Tempo voran, und die Vertreter der Stadt waren darum bemüht, die Freiheit der lutherischen Konfession für die deutsche Siedlung an St. Georg zu bewahren. Dabei waren sie von der Angst getrieben, die Arbeiter könnten massenweise emigrieren und die Arbeit in den übrigen Grubengängen könnte dadurch zum Erliegen kommen. Die nur langsame Rekatholisierung Kuttenbergs machte 1625 den Einsatz der berüchtigten Einheiten des spanischen Obersts Huerta notwendig und gipfelte schließlich in der Ankunft der Jesuiten, die beschlossen, hier mit Unterstützung des Münzmeisters Vřesovec ein Kolleg zu errichten.

Die Kriegsjahre brachten für Kuttenberg unvorstellbare Probleme mit sich. Eine dauerhafte Erhöhung der verschiedensten Steuern und Kontributionen, die Konfiszierung der Gehöfte der Vorstadt ebenso wie die jeweiligen Truppenbewegungen hatten den Zusammenbruch der städtischen Finanzen zur Folge. Der Bergbau, der schon in der Zeit vor der Schlacht am Weißen Berg mit kaum zu lösenden Problemen zu kämpfen hatte, wurde eingestellt. Der Mangel an Finanzmitteln bewog 1625 den Kuttenberger Stadtrat dazu, um die Genehmigung zur Aufgabe der Gruben des Kanker Streifens zu ersuchen. Das Münzamt prägte abgewertete Münzen aus importiertem Silber oder aus Pagament. Nach intensiven Bemühungen erhielt die Stadt 1628 ihre Privilegien zurück, die erneuerten Freiheiten aber galten nur für die katholische Bevölkerung.

Riesige Schäden erlitt die Stadt durch die schwedischen Einfälle in den Jahren 1639 und 1643. In den 40er Jahren des 17. Jahrhunderts bot Kuttenberg ein deprimierendes Bild: Häuser, die von den Emigranten zurückgelassen werden mussten oder von den Schweden verwüstet wurden, in den Gruben blieb nur eine unbedeutende Zahl von Bergarbeitern.

Erste Anzeichen einer wirtschaftlichen Wiederbelebung sind ab dem Ende der 50er Jahre auszumachen. Die ruhigere friedliche Entwicklung tat Handwerk und Handel gut, sogar erste zaghafte Versuche, den Bergbau wiederzubeleben, sind zu beobachten. Die verbesserte finanzielle Situation machte es möglich, das Eigentum an Grund und Boden jenseits der Stadtmauern nach und nach zu erneuern und zu erweitern. Das geistliche Leben wurde von den Jesuiten beherrscht. Positiv zu bewerten ist beispielsweise das jesuitische Gymnasium, das den Schülern einen soliden Wissensschatz vermittelte und eine ganze Reihe von Persönlichkeiten heranzog, die sich später innerhalb des Ordens, aber auch außerhalb von diesem, Geltung zu verschaffen wussten.

An der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert waren auch Versuche zu beobachten, neue Lagerstätten zu erschließen und den alten Bergbauruhm Kuttenbergs wiederaufleben zu lassen. Diese Hoffnungen erfüllten sich jedoch nicht. Die neuen Erzgänge waren nicht sehr ertragreich und machten hohe Betriebskosten notwendig. Die Situation mündete dann im Jahre 1727 in die Schließung des Münzamtes. Obwohl die Bergämter weiterhin hierblieben, kann man sagen, dass Kuttenberg durch die Schließung des Münzamtes aufhörte, als Bergstadt zu existieren. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gehörte die Stadt zwar noch zu den größten Städten des Landes (um das Jahr 180 lebten hier rund 6 Tsd. Menschen), doch hatte es immer mehr an Bedeutung verloren, und es bleibt festzuhalten, dass sie den Beginn der industriellen Revolution verschlief. Lange waren die einzigen Unternehmen, die eine industrielle Bezeichnung trugen, die Breuersche Kartonfabrik aus dem Jahre 1774 und die Staatliche Tabakfabrik in Sedlec, die 1882 in den Gebäuden des aufgehobenen Zisterzienserklosters gegründet wurde.

Der Hauptteil der Bevölkerung Kuttenbergs bestand zu diesem Zeitpunkt aus der Beamtenschaft, den Offizieren der hier seit 1749 stationierten Besatzung und einer Mittelschicht aus Handwerkern und Kaufleuten. Die Genannten zeichneten auch für die Bauaktivitäten verantwortlich, die vor allem nach dem Jahr 1823 intensiviert wurden, nachdem ein Brand die meisten Häuser im östlichen Teil der Stadt zerstört hatte.

Die sogenannte nationale Wiedergeburt verschaffte sich hier ebenfalls Ausdruck. Auslöser war die klare Bewusstmachung der Bedeutung der Stadt und ihrer berühmten Vergangenheit. Das romantische Stadtbild mit seinen verwinkelten dunklen Gassen und der majestätischen Kathedrale inspirierte auch Künstler – Schriftsteller und Maler. Aus den Worten der tschechischen Nationalhymne meint man noch heute die Verzauberung J.K. Tyls durch die umliegende malerische Landschaft heraushören zu können. Es ist sicherlich kein Zufall, dass seine ersten Werke, die von der Geschichte der Stadt und ihren Baudenkmälern handeln, gerade hier entstehen. Mit der Zeit aber stellte man überaus ernste Betrachtungen darüber an, welche der Denkmäler, an denen bereits der Zahn der Zeit nagt, eigentlich erhalten bleiben sollten, beziehungsweise ob die Stadt in ihrer Gesamtheit bewahrt oder nur einige bedeutende „Einzelstücke“ bewahrt werden sollten. Glücklicherweise wurden diese Diskussionen damals nur im akademischen Rahmen geführt, denn für größere Umbauten stand kein Geld zur Verfügung, sodass die begrenzten Mittel vor allem für offensichtlich verfallende Monumente verwendet werden mussten. Dabei handelte es sich in erster Linie um den Barbaradom, dessen baulicher Zustand zu Beginn der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mehr als kritisch zu beurteilen war. Die umfangreiche Runderneuerung des Barbaradoms war von Erfolg gekrönt, sodass dieser im Jahre 1905 erneut feierlich geweiht werden konnte.

Ein weiterer Kuttenberger Bau, der sich in einem überaus traurigen Zustand befand, war der einstmals berühmte Welsche Hof. Nach der Schließung des Münzamtes und der damit einhergehenden Abwanderung der Bergbeamten war er so verfallen, dass einige seiner Teile die umliegenden Gebäude bereits ernsthaft bedrohten. Nachdem eine Reihe von anspruchsvollen Lösungsvarianten vorgeschlagen und wieder verworfen worden war – wobei unter anderem auch die Forderung erhoben wurde, das Objekt müsse dem Erdboden gleichgemacht werden – siegte am Ende eine relativ sensible Variante, die einen Umbau vorsah, dessen Autor Ludvík Lábler war, der sich zusammen mit dem Architekten Josef Mocker im Übrigen auch bei den Reparaturarbeiten und beim Ausbau des Barbaradoms engagiert hatte.

Die Ära der Tschechoslowakischen Republik begannen die Kuttenberger im Glauben, dass es ihnen gelingen werde, die Stadt um ein neues modernes Stadtviertel zu bereichern und damit die Bedingungen für eine dynamischere Entwicklung zu schaffen. Die Stadtverwaltung versuchte, Industrie und Gewerbe auf die Höhe der Zeit zu bringen und junge Zuzügler anzuwerben, doch erwies sich dabei die ungünstige Verkehrsentwicklung, insbesondere die des Eisenbahnnetzes, als ernsthaftes Hindernis. Während der gesamten Esten Republik blieb Kuttenberg daher eine Stadt der Denkmäler und Ausflügler, eine ruhige, ja ein wenig verschlafene Stadt. Dieser Zustand aber hatte auch seine positiven Seiten, vor allem in Form eines hohen kulturellen Niveaus.

Federführend bei den Bauaktivitäten der Ersten Republik, die den Charakter der dem historischen Stadtkern benachbarten Teile der Stadt bis zum heutigen Tag bestimmen, waren vor allem die hier ansässigen Architekten und Bauunternehmer, wie etwa der Autor des Projekts des Tyl-Theaters, Rudolf Hrab und der Architekt der Landesindustrieschule, Rudolf Ryšán. Das wohl modernste Bauwerk ist das Gefallenenmahnmal Karel Dvořáks (1933-1934), das auf dem kleinen Platz vor dem historischen Hrádek-Gebäude steht und eine schöpferische Symbiose aus dem historischem Milieu und einer Avantgarde-Plastik darstellt. Ein Ehrenplatz in der Geschichte der modernen tschechischen Architektur gebührt auch den Krohaschen Häusern, dem Machoňschen (ehemaligem) Kreisamt und dem Mietshaus Richard Podzemnýs. Diese Objekte beweisen, dass eine Entwicklung Kutná Horas in einer Weise möglich ist, dass der historische Stadtkern unberührt bleibt und die modernen Viertel dabei einen würdigen Rahmen bieten.

Unsere kurze Reise durch die Geschichte der Stadt endet vor Beginn des Zweiten Weltkriegs. Der geschichtliche Wirbelsturm, der dann losbrach, griff glücklicherweise nicht wesentlich in den historischen und denkmalspezifischen Charakter der Stadt ein. Die Eintragung in die Liste der Denkmalreservationen und andere rechtliche Schritte ermöglichten einen halbwegs elementaren Schutz. Die Entwicklung Kutná Horas mit seiner einzigartige Denkmalzone fand dann 1995 ihren Abschluss, als die feierliche Aufnahme in die UNESCO-Liste des Weltkultur- und Naturerbes erfolgte.

Text Dr. phil. Helena Štroblová

Das älteste Wappen der Stadt Kutná Hora

Die älteste Abbildung des Wappens von Kutná Hora befindet sich bei Nürnberg auf der Burg Lauf – in einem roten Schild zwei silberne Bergmannshämmer, oben ein Schlägel und unten eine Klinge mit zwei Holmen an der linken Seite. Die Burg Lauf ließ Karl IV. im 14. Jahrhundert umbauen. Damals war jedoch das Stadtwappen schon um den böhmischen Löwen und Reichsadler reicher. Diese hielten über der Königskrone übereinander gekreuzte Bergmannshämmer. Die in 1934 entdeckte Wappengalerie zählt 112 Wappen aus dem Königreich Böhmen. Von diesen gehören nur drei den bedeutendsten Königsstädten: Prag, Vratislav und Kutná Hora. Die Burg Lauf war Bestandteil von dem sgn. Neuböhmen. Es entstand durch Kauf und Hinzufügung von böhmischen Ländereien dank König Karl IV.

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